Quo vadis die Zweite

 Es ist über zwei Jahre her, dass ich die Frage nach der Zukunft von BDSM aufgeworfen habe. In dieser Zeit ist eine Menge passiert und v.a. eines: Ich hatte sowas von Recht, dass das BDSM, so wie man es „früher“ kannte, nicht mehr das BDSM von heute ist.


Schöner ficken, wohin man sieht; Stammtische, auf denen man raten muss, wer sub und wer Dom ist, denn sichtbare bzw. eindeutige Zeichen gibt es nicht mehr; eine überbordende Benutzung der Klassifizierung „Narzisst“ für alle Doms/Herren , die nicht 08/15 unterwegs sind - wobei 08/15 alles ausschließt, was noch in früheren Jahren im SM völlig normal war; eine geforderte (zumindest partielle) Augenhöhe in D/s-Beziehungen, DD-Beziehungen oder PDD-Beziehungen, weil die sub bzw. TiH ja sonst untergebuttert wird; das Ablehnen von Verantwortung seitens des Dom („wird mir viel zu anstregend, mich ständig um sie zu kümmern“) und somit zusammengefaßt ein BDSM, mit dem ich nicht mal ansatzweise mehr in Verbindung gebracht werden möchte.


Vor ein paar Monaten - wir waren Essen mit anderen BDSMlern - gab es ungläubige Blicke zum Thema Maintenance Spanking („die machen das tatsächlich“) und noch ungläubigere, als ich mit dem Essensbeginn auf Erlaubnis gewartet habe. Ich hatte tatsächlich in einer Runde von Gleichgesinten das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. 


Ob es die da draußen noch gibt, die Paare, die normal geblieben sind und sich nicht vom hippen, flippigen und gespielten BDSM vereinnahmen ließen? Haben die sich alle in Corona in die eigenen vier Wände zurückgezogen? Erlebt das Biedermeier etwa im Hinblick auf BDSM eine Renaissance? Der Rückzug ins Private, wo keine Erklärungen nötig sind? Erklärungen, die man sich meist eh sparen kann, weil sogar ein Stein/eine Wand/ein Pubertier hier besser zuhören würden? Fakt ist, dass der Old-school-SMer sich aus der öffentlichen Meinungsbildung des modernen BDSM zurückgezogen hat und seine Rituale pflegt. Die sind schließlich nach der moderen Definition von BDSM eh langweilig, nutzen sich schnell ab und sind einfach überflüssig.


Die einzig richtige Antwort auf die Fage „Quo vadis, serva?“ lautet demnach „Pergo in via mea, carus mundi.“ Na dann…

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