Wechseljahre

Bestimmt denkt der eine oder andere jetzt "Was will sie denn damit?". Stimmt, es ist ein Thema, über das man landauf und landab konfrontiert wird. Oder liegt es daran, dass ich beim Facebook mein tatsächliches Geburtsjahrdatum eingegeben habe und jetzt sog. personalisierte Werbung bekomme? Auf jeden Fall bin ich vor einigen Wochen fast von der Couch gekippt, als mir mein persönlicher Facebook-Account fröhlich mitteilte, dass es an der Zeit sei, mich mit den Wechseljahren auseinander zu setzen. Vor allem sei es wichtig, etwas gegen die Symptome zu tun wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Libidoverlust. Als ob Stimmungsschwankungen ein Symptom der Wechseljahre wären...

Aber mal ernsthaft: es ist nicht schön, sich stimmungsmäßig wieder wie eine Pubertierende zu fühlen, mit einer wirklich unerklärlichen Gewichtszunahme zu kämpfen (und dann damit, diese wirkungsvoll zu stoppen bzw. umzukehren) oder mit einer generellen Null-Bock-Stimmung im Schlafzimmer. Wobei auch keines der Symptome plötzlich da war, sondern es sich schleichend anbahnte. Sowas stellt man allerdings erst später fest.

Eigentlich will ich auf etwas anderes hinaus, nämlich auf die allgegenwärtige Werbung, dass man gegen diese Symptome etwas tun müsse. Warum eigentlich? Ja, es ist nervig. Ja, ich bin nervig für meine Umwelt - vor allem für meinen Herrn. Ja, ich würde mir auch wünschen, dass ich Nachts nicht bei offenem Fenster und 10° C Hitzewallungen bekäme. Oder - noch schlimmer - bei offenem Fenster und 22°C. Trotzdem ist es mir nicht einmal in den Sinn gekommen, eine Hormontherapie zu beginnen oder andere Mittelchen zu nehmen. Denn damit würde ich einen natürlichen Kreislauf unterbrechen. Und es gehört nun mal zur Natur und dem Älterwerden, dass sich der Körper und der eigenen Hormonhauhalt verändert. Schließlich käme auch niemand auf die Idee, die Pubertät zu unterdrücken, nur weil es dort auch Hormonschwankungen gibt und sich noch ganz andere körperliche Veränderungen manifestieren. Warum also wird suggeriert, dass man die Wechseljahre nur mit Hormenen überstehen könne und weiter funktionieren muss? Das ist in etwa so dämlich wie die Werbung, die suggeriert, dass man während der Menstruation mit einem Tampon alles tun könne, weiter aktiv und leistungsfähig wäre. Dabei will ein Großteil der Frauen in dieser Zeit einfach nur mit einer Wärmflasche, Schokolade und der Fernbedienung auf der Couch liegen.

Für mich sind die Wechseljahre kein Grund, meinen Körper mit Hormonen zu füttern, die nicht erprobt sind - übrigens ähnlich wie in den 60er Jahren mit der Pille - und die das "Problem" bestenfalls nur verschieben. Ich akzeptiere die Wechseljahre als einen natürlichen Vorgang, der mich und meinen Körper in einen neuen Lebensabschnitt bringt. Wenn´s mal ganz schlimm werden sollte, gibt es sicher natürliche Hilfen. Denn immerhin ist unsere Generation nicht die erste, die das durchmacht. Wenn Frauen der früheren Generationen das Kindbett überlebt haben, waren die Chancen groß, dass sie alt - also richtig alt - wurden. Und die haben die Wechseljahre dann auch überstanden ohne sich mit Hormonen zu "helfen".

Vielleicht liegt es bei mir daran, dass ich generell versuche, der Natur ihren Lauf zu lassen. Ich habe auch für einige Jahre die Pille genommen - größter Fehler ever. Seitdem verlasse ich mich darauf, dass die Natur und damit auch die natürlichen Vorgänge im Körper jahrtausendelang erprobt wurden. Oder ich bin einfach nur pragmatisch...



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