Körperlicher Orgasmus vs. seelischer Orgasmus

Früher dachte ich, dass ein körperlicher (vaginaler, klitoraler) Orgasmus das non plus ultra des Liebeslebens ist. Das war auch der Grund, warum ich dieses Gefühl immer wieder haben wollte und meine Orgasmen auch nur meine waren. Gefragt habe ich nie, und mir durfte auch nie einer hineinreden hinsichtlich ob, wann und wie.
 
Meinen ersten klitoralen Orgasmus hatte ich mit 12 oder 13,  den ersten vaginalen mit 19 in einer heißen Sommernacht im Zelt. Ja, es war befriedigend und für die folgenden 26 Jahre war es genau das, was ich haben wollte und brauchte: mal einen Orgasmus beim Sex, mal einen (oder mehrere) selbstgemachte... also alles in allem in optima forma.

Dann kam mein Herr - und er warf alles um, was ich in den Jahren vorher erlebt habe und meinte zu brauchen. Er kontrolliert, ob ich darf, wann ich darf und auch wie ich darf. Und außerhalb einer session habe ich auch zu fragen, ob ich kommen darf oder ob ich den Orgasmus noch herauszögern muss. In den letzten Monaten habe ich immer weniger darum gebeten, mich entspannen zu dürfen, sondern ich warte ab, ob er mir seine Erlaubnis bzw. die Anweisung dazu gibt. Es fehlt mir auch immer weniger; wenn mir zu Beginn jemand gesagt hätte, dass ich auf körperliche Orgasmen verzichten kann, ich hätte demjenigen den Vogel gezeigt.
 
In Wahrheit habe ich nicht das Gefühl, etwas nicht zu bekommen bzw. nicht alles haben zu können, denn ein rein körperlicher Orgasmus ist für mich mittlerweile ein kurzlebige Angelegenheit für zwischendurch. Es ist ein wunderschönes Gefühl, auf verschiedene Arten kommen zu dürfen und doch geht es nicht tief. Es hinterlässt wenig bis keine Spuren in meiner Seele, es ist quasi einer unter vielen. Einerseits haben sie durch die Kontrolle durch meinen Herrn die Beliebigkeit verloren, das immer-und-überall-Gefühl, andererseits sind sie dadurch für mich nicht wichtiger geworden.Wertvoller, aber nicht wichtiger.

Spannend wird es, wenn ich - wie letztes Wochenende - einen körperlichen Dreifachorgasmus erleben durfte. Was da passiert ist und wie es passiert ist, hat einen bleibenden Eindruck auf mich gemacht. Es ist wie ein footprint, den mein Herr auf und in mir hinterlassen hat. Oder wie in einer unserer sessions, als ich so im subspace war, dass ich gekommen bin ohne dabei körperliche Reaktionen zu zeigen. Es lässt sich am besten mit einem absoluten Abtauchen in meine Tiefen beschreiben und der Orgasmus fand dabei ausschließlich im Kopf statt. Und trotzdem war es extrem erfüllend und ich habe danach lange gebraucht, bis ich wieder zur Oberfläche auftauchen konnte.

Seelische Orgasmen sind anders. Nicht besser oder schlechter, sondern anders. Sie entstehen ohne sexuelle Handlungen und können mich doch mehr befriedigen als jeder körperliche resp. durch sexuelle Handlungen entstandene Orgasmus.

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