Die Subdominante

Manchmal stolpert man im Netz über interessante Fragen, z.B. ob eine Sub ihren Herrn - auf seinen Wunsch hin und ihm zuliebe - dominieren soll. Eine solche Frage zieht naturgemäß unzählige Antworten nach sich, die durchaus auch kontrovers sein können.

Dagegen ist nichts einzuwenden, nur durch eine lebhafte Diskussion kann man sich manchmal eine Meinung bilden. Schwierig wird es jedoch, wenn der Sub geraten wird, dass sie es auf jeden Fall machen soll, egal, ob es ihr gefällt oder nicht.

So sehr ich auch ein Verfechter meines eigenen Mantras „Der Sub muss nicht immer alles gefallen“ bin, so sehr lehne ich es in diesem Fall ab, dass die Sub gegen ihre eigene Neigung agieren soll. Wobei ich jetzt von einer wirklichen Sub spreche, also einer, die ihre Neigung nicht nur im Schlafzimmer oder im Vorbeigehen oder „im Spiel“ auslebt, sondern die ihre Devotion und Submission lebt. Eine, die sich ohne dieses Ausleben nicht komplett fühlt.

Das hört sich jetzt sehr absolut an und ich erkläre gerne, warum ich so vehement dagegen bin, eine Sub gegen ihren Neigung dazu zu zwingen, ihren Herrn zu dominieren. Erstens wäre dann aus meiner Sicht das Machtgefälle sehr schnell passé, zweitens würde dadurch auch schnell der Respekt flöten gehen und drittens habe ich genau diese Situation in meinen Anfängen selbst erlebt.

Ich bezeichnete mich damals als Sub und habe sehr fein unterschieden zwischen einer Sub und einer Devota bzw. Sklavin. Ich hatte also mit Devotion sehr wenig am Hut. Mein damaliger Dom - im Nachhinein würde ich sagen, er war eher Switcher mit einem Hang zur submissiven Seite - verlangte von mir, ihn in einer Session zu dominieren. Nicht nur, dass meine Erfahrung eher gegen Null ging, es kostete mich auch viel Überwindung, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Trotzdem oder deswegen ging es komplett daneben und ich habe keine 5 Minuten durchgehalten. Dass ich danach einen Absturz hatte, der ignoriert wurde - geschenkt. Allerdings ging durch diese Aktion mein Respekt vor ihm fast komplett verloren und unser Machtgefälle wurde täglich mehr und mehr ausgehöhlt, bis zum Schluss nur noch eine Hülle davon vorhanden war.

Den Mechanismus, der zu diesem Respekts- und Machtgefälleverlust führte, habe ich erst Jahre später verstanden. Ich bin viel mehr eine devote Sub, als ich mir damals hätte vorstellen können und so kam es, wie es kommen musste: die versteckte devote Sub in mir kam damit nicht klar, den eigenen Dom zu dominieren. Sie hat den einzigen Ausweg gewählt, um sich aus dem Dilemma von Dominanz und Submission zu befreien und hat dem Dominanten langsam aber stetig die Legitimation entzogen.

Aus diesem Grund bin ich kein Freund davon, eine Sub gegen ihre Neigung zu „ihrem Glück“ zu zwingen. Im günstigsten Fall geht „nur“ die Beziehung flöten, im schlimmsten Fall hat man eine submassive Seele zerstört.

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