Devotion - bis zu diesem Punkt und nicht weiter?

Heute las ich von einer mir persönlich bekannten sub. Sie hadert mit dem Machtgefälle in ihrer Beziehung und stellt es auch - zwischen den Zeilen - ein wenig in Frage. Aus diversen Gründen kann und will ich ihr nicht direkt antworten. Nur so viel: ich habe sowohl sie als auch ihren Herrn live erlebt und die beiden haben eine sehr tiefe Beziehung zueinander. 

Nun aber zum Thema wie weit man die eigene Devotion, die Unterwerfung und das etablierte Machtgefälle akzeptiert oder akzeptieren kann. In vielen kleinen Dingen des Lebens fällt es einem sicher sehr leicht, v.a. wenn die Wünsche des Herrn sich mit den Wünschen der sub decken. Schwieriger wird es, wenn die sub einen Wunsch äußert und der Herr nicht darauf eingeht. Sei es, weil er den Wunsch generell ablehnt (z.B. eine sexuelle Praktik, die auf der Tabuliste des Herrn steht) oder weil er ihn für nicht notwendig ansieht. Das kann im ersten Moment - und vielleicht sogar noch länger - sehr wehtun und evtl. beginnt man sogar, sich selber im Hinblick auf das Machtgefälle zu hinterfragen.

Wie würde ich reagieren, wenn ich in eine solche Situation käme? Generell äußere ich sehr selten Wünsche und diese werden mir noch seltener abgeschlagen. Sollte ich anderer Ansicht sein, dann darf ich ein Veto einlegen und argumentieren (nicht diskutieren!). Überzeugt es meinen Herrn nicht, dann bleibt es bei seiner Entscheidung. Allerdings haben wir auch sehr wenig Reibungspunkte; mir fällt auch nach längerem Nachdenken nichts ein, wo wir so unterschiedlicher Meinung wären, dass es zu einem Machtwort meines Herrn kommen müsste. Deswegen kann ich jetzt nur hypothetisch antworten: Ich könnte es akzeptieren, weil mich ein solches Machtwort an meinen Platz in unserer Beziehung erinnern würde. Weder würde ich einen Flunsch ziehen noch eine Diskussion vom Zaun brechen, denn das entspricht mir nicht. Würde mein Herr da einknicken, würde sogar ein wenig meines Respekts ihm gegenüber verloren gehen, was auf Dauer gesehen für uns und unsere Beziehung schädlicher wäre als eine klare Kante von meinem Herrn.

Wie aber komme ich dazu, eine Entscheidung meines Herrn anstandslos zu akzeptieren? Nun, wir sind bei fast allen Dingen auf einer Wellenlänge. Außerdem vertraue ich ihm, dass er mir nicht schaden wird und eher den Überblick behält als ich. Wir wohnen zwar nicht zusammen, aber er weiß über alle größeren Anschaffungen - also alles, was über das wöchentliche Einkaufen hinaus geht - Bescheid und könnte dort durchaus auch ein Verbot aussprechen, um mich vor übereilten finanziellen Ausgaben zu bewahren. Und last, but not least, ist er eben mein Herr, der in unserem Machtgefälle das Sagen hat. Wir leben in einer Konstellation, die über lange Zeit völlig normal war und wo keinerlei Erklärungen notwendig waren. Ich persönlich (!) halte auch nicht viel von dem Spruch, dass der Mann das Haupt ist und die Frau der Hals, die weiß, wie man diesen Kopf dreht. Das ist für mich Manipulation at its best und entspricht uns in keiner Weise. Ich denke auch, dass v.a. in BDSM-Beziehungen eine sub ihren Herrn nicht manipulieren möchte. 

Wir haben heute das große Glück, uns die Art der Beziehung, in der wir leben wollen und glücklich sind, selbst wählen zu können. Dazu gehört es, dass der Herr auch mal unpopuläre Entscheidungen trifft und dass die sub es dann akzeptiert. Vielleicht zähneknirschend, aber dabei niemals die Beziehung in Frage stellend.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Sache mit dem Älterwerden

Quo vadis die Zweite

Wieso, weshalb, warum