Auf der Suche nach Utopia

Ab und zu lese ich in den Kontaktanzeigen in diversen BDSM-Portalen. Im Prinzip sind die - bis auf ein paar wenige Ausnahmen - nicht anders als in Vanilla-Dating-Apps, nur halt mit dem zusätzlichen Schuss BDSM.


Zusätzlich zu empathisch, humorvoll und tageslichttauglich kommt oft noch der Wunsch nach Konsequenz auf. Der gesuchte Dom darf und soll also eine gute Portion konsequentes Verhalten mitbringen. 


Was aber bedeutet Konsequenz in diesem Zusammenhang denn wirklich? Spätestens, wenn der Dom konsequent ist und und der sub das nicht passt, ist Konsequenz out. Denn konsequentes Einfordern von Machtgefälle, dem Einhalten von Regeln usw. widerspricht ja dem Gleichheitsgedanken, den sub dann gerne hervorholt um ihrerseits Augenhöhe einzufordern. Schließlich bestimmt die sub ja den Rahmen und das „Spielgeschehen“, nicht wahr? Dass sich der eine oder andere Dom dann verarscht fühlt, ist aus meiner Sicht durchaus nachvollziehbar.


Und die andere Seite? Der Dom, der seine Konsequenz in seiner Kontaktanzeige angeboten hat wie sauer Bier und der bei der kleinsten Unpässlichkeit seinerseits nicht mehr in der Lage ist, konsequent zu sein?

  • Maintenance spanking? Ach nööö, heute Abend nicht…

  • Kontrolle der 153 aus dem Internet kopierten Regeln? Viel zu anstrengend und außerdem auf Dauer unübersichtlich (merke: hier ist weniger mehr)

  • Konsequenz gegen sich selbst? Warum das denn? - Er ist schließlich der Dom, Babe

Aus meiner Sicht sind BDSM-Beziehungen, bei denen dem einen eine essentiell gewollte Eigenschaft nicht vorhanden ist, auf Dauer zum Scheitern verurteilt.


Nichts ist für einen Dom bzw. Herrn so schlimm, wie eine sub, die bei bestimmten Anweisungen sofort auf Augenhöhe umschalten will, um dieser Anweisung zu entgehen. Umgekehrt ist es genauso: hat die sub das Gefühl, dass ihr Dom nur dann konsequent ist, wenn er es selber gerade toll findet und ihre Bedürfnisse ansonsten ignoriert, geht das ebenfalls schief. Sie wird aufsässig, einfach weil sie eine Reaktion seinerseits bewirken will. Je inkonsequenter er jedoch wird, desto mehr pickst und stochert die sub. Irgendwann hat sie das Gefühl, in einen Schwamm zu drücken, der ihr keinerlei Widerstand bietet. Und so drückt sie immer weiter, bis das Ende erreicht ist. Meist ist es nicht nur das Ende des Schwamms, sondern auch das Ende der Beziehung.


Diese subs beschweren sich dann zu Recht über mangelnde Konsequenz und geben vielleicht irgendwann sogar auf. Und die Doms vom ersten Beispiel? Die verlieren auch langsam den Glauben daran, dass es subs gibt, die Konsequenz brauchen und sich damit sicher und geborgen fühlen.


Von daher: Nichts ist so sexy wie Verlässlichkeit - von beiden Seiten 😉


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