Wieso, weshalb, warum

 Ich werde oft gefragt, warum ich mich hier im Forum (*) nicht mehr beteilige und nicht wenigstens ab und an was schreibe zu gewissen Themen.


Es gibt dafür fast so viele Gründe wie Sandkörner am Strand…


Z.B. Stress im Job. Macht sich immer gut als Begründung. Bei mir stimmt es sogar, denn teilweise 30 Überstunden/Monat lassen einen Abends halbtot ins Bett fallen. Ist zwar jahreszeitbedingt, es hängt einem trotzdem nach.


Oder man hat keine Lust auf Stress im Forum. Allein in den letzten Wochen hätte ich mich zu zig Themen äußern können. Diese Beiträge wären jedoch bestimmt nicht schwarmkonform gewesen. Bei vielem bin ich einfach anderer Meinung und/oder ich habe abweichende Erfahrungen gemacht. Um da anbahnenden Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen, lasse ich es lieber sein und setze mich auf meine Finger.


Mein Herr und ich unterhalten uns oft über die Themen hier im Forum. Äußere ich dann die Absicht, etwas zu schreiben, verweist er mich gerne auf gewisse Totschlagargumente von Usern, die jede Diskussion sofort beenden würden. Will ich mir das antun? Äh… nein, Mylord. Also wieder plattgesessene Finger…


Lese ich dann, dass Interesse auch an anderen Beziehungsformen besteht, dann formt sich in meinem Kopf sofort eine Liste, welche dabei aber nicht angesprochen werden können, ohne dass man sich spätetens im nächsten Beitrag rechtfertigen muss. Ich würde gerne berichten, wie tief unser D/s mittlerweile geht. Leider würden da Wörter verwendet werden wie totale Kontrolle, old-school oder Metakonsens. Andere Worte wie safeword finden dagegen keine Anwendung. Und davon rät ja sogar der Chäf hier ab oder mein Herr darf sich anhören, er wäre Narzisst oder kontrollsüchtig. Also auch wieder nichts…


Wir sind alle dünnhäutig geworden in den letzten Monaten. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die ganzen äußeren Umstände an einem einzigen User hier im Forum spurlos vorbeigegangen sind.


Ich wünsche mir einen Umgang, bei dem jede Beziehungsform, wie auch immer sie geartet ist, respektiert wird. Toleranz für die, die mit D/s im Alltag nichts anfangen können. Toleranz für die, die polyamor leben. Toleranz für die, die ganz am Anfang stehen. Toleranz für die, dies es nicht auf einige Teilaspekte beschränken können oder wollen.


Ich denke, wir haben in diesen Zeiten verlernt einander zuzuhören und andere Meinungen zu akzeptieren. Gerne wird auch ein Beitrag nur halb gelesen - das ist jedoch ein Phänomen, das sich durch die gesamte Gesellschaft zieht - und gleich losgepoltert. Auch das Stilmittel Ironie wird gerne ignoriert und alles gleich bierernst genommen.


Wie soll es nun weitergehen? Entweder setze ich mir weiter die Finger platt und schüttle bei manchen Beiträgen solange den Kopf, bis mein Arzt ein Schleudertrauma diagnostiziert oder ich schreibe meine ehrliche Meinung zu gewissen Themen und nehme es in Kauf anzuecken. Ich glaube, letzeres gefällt dem kleinen Anarcho in mir viel besser  😁


(*) es handelt sich hierbei um ein Forum, in dem ich bis heute Mitglied war

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