Jiyu in chains oder Wo ist der Haken?

Heute möchte ich etwas über Ketten schreiben und zwar sowohl die sichtbaren als auch die unsichtbaren.

Seit knapp zwei Jahren trage ich nachts eine Manschette und eine Kette. Ich habe mich an die Kühle der Kette gewöhnt, an das Gewicht der Manschette und auch daran, dass meine Mobilität eingeschränkt ist. Trage ich b
eides nicht (entweder weil mein Herr das so beschließt oder weil ich gesundheitlich nicht in der Lage dazu bin), fehlt es mir sehr und ich fühle mich unvollständig.

Vor ein paar Wochen hatten wir allerdings ein ganz anderes Problem: es stand ein Urlaub an. Wie also sollte das mit der Kette gelöst werden? Da wir nur eine Ferienwohnung hatten, kann nächtliches Kettenklirren ja durchaus zu Fragen führen. Also hat mein Herr beschlossen, dass ich nur die Manschette tragen solle und wir die Kette zuhause lassen.

So weit, so gut. Und so verbrachte ich die Nächte mit der Manschette am Bein, aber ansonsten in totaler Bewegungsfreiheit. Schon nach der ersten Nacht vermisste ich alles: den Zug der Kette, die anfängliche Kälte an meinem Bein, das nächtliche Einwickeln (jaaa, ich drehe mich nachts sehr oft und verkürze so die Kette immer mehr) die Geräusche und die Symbolik, die das Angekettetsein für mich bedeutet. Schlimmer noch, ich fühlte mich allein und verlassen. Natürlich war ich das nicht, wir hielten Kontakt, so wie immer, wenn wir nicht zusammensein konnten. Trotzdem fehlte etwas.

Da ich ja viel Zeit hatte, begann ich darüber nachzudenken, ob meine Devotion wirklich nur an dem bisschen Kette hing bzw. hängen konnte. Bedeutete das im Umkehrschluss, dass ich nur dann die serva meines Herrn sein konnte, wenn auch die äußeren Umstände passten? Einfach heruntergebrochen auf: keine Kette, keine jiyu und damit auch keine serva?

Wenn das so einfach möglich wäre, dann würde das ja auch für meinen Halsreif gelten, überlegte ich weiter. Kein Halsreif, keine jiyu, keine serva… nur da stimmt es ja tatsächlich. Wenn mein Herr mir den Halsreif abnimmt, dann fühle ich mich unwohl und nackt, allein in der Welt und herrenlos. Gott sei Dank dauert dieser Zustand nur wenige Minuten und ich habe den Halsreif wieder um. So ähnlich sind auch meine Gefühle ohne die Kette. Als ich dann das erste Mal nach dem Urlaub wieder beides trug, war die Welt wieder in Ordnung für mich und ich fühlte mich wieder komplett.

Damit war jedoch die Grundfrage für mich noch nicht beantwortet: Wieviel Symbolik brauche ich, um mich als serva meines Herrn zu fühlen? Darüber habe ich mir jetzt fast zwei Wochen Gedanken gemacht. Für die Tatsache an sich, dass ich ganz einfach seine serva bin, braucht es keine Symbole. Allerdings sind Gefühle keine Tatsachen. Deswegen brauche ich das Gefühl, meinem Herrn zu gehören. Und das Gefühl geben mir der Halsreif, die Manschette und die Kette. Und natürlich die ganzen kleinen Dinge, die mir mehr oder weniger offensichtlich meinen Platz zeigen 😊

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