Die Sache mit dem Älterwerden

 
Meine Antwort in einem Forum auf die Frage, was das Alter mit einem so alles anstellt:
 
Die Sache mit dem Älterwerden... nichts zeigt einem die Vergänglichkeit allen Seins so sehr auf wie der morgendliche Versuch, leise aufzustehen und zur lebenserhaltende Maschine (vulgo: Kaffeemaschine) zu gelangen, ohne den Rest des Haushalts zu wecken *Augen zuhalt*

So alt bin ich zwar noch nicht, trotzdem zwickt und zwackt es natürlich. Der Körper zeigt einem die Grenzen auf und an richtig miesen Tagen hoffe ich, dass ich mal so alt werde wie ich mich fühle. Knien geht dann zwar, aber das hochkommen... *seufz*. Längeres Sitzen auf dem Boden und man merkt, dass das Becken aus Knochen besteht. Nächtliches Durchschlafen und gefesselt bzw. angekettet sein? Unmöglich, schon seit Jahren... ergo: Mylord wecken und um die Erlaubnis bitten, aufs Klöchen zu dürfen. Die Liste lässt sich beliebig erweitern. Wenn dann noch die Wechseljahre dazukommen... *nochmalseufz*... dann schiebe ich Mylord nachts entweder zur Seite, weil mir selber viel zu warm ist oder ich klaue ihm die Decke, weil ich friere *bibber* - Änderungen in der gefühlten Temperatur sind durchaus im Minutentakt möglich. Draußen unterwegs ohne Höschen? Hello Blasenentzündung. Usw. usf. etc. pp.

Ich bin froh, dass Mylord das alles relativ entspannt sieht und immer nach Möglichkeiten sucht, die es mir erleichtern. Also Kissen oder Schneidersitz oder mein Meditationshocker, den ich mir nach dem ersten Exerzitienwochenende im Kloster gekauft habe. Schuhe mittlerweile maximal auf Pumps-Höhe, alles andere wäre ein Garant für einen längeren Ausfall im Job, da umgeknickt und plumps.

Das sind die physischen Änderungen, die so anfallen, wenn man die 30 mal überschritten hat. Damit kann man durchaus leben bzw. sich mit ihnen arrangieren.
 
Und was ist mit dem, was im Kopf passiert?

Auch ich werde immer konservativer. Ich habe Einstellungen zu einigen politischen Themen entwickelt, dafür hätte ich mich selber vor 30 Jahren in den Hintern getreten und gefragt, ob gesundheitlich noch alles in Ordnung ist. Damals war ich jung und wollte etwas ändern, heute will ich einfach nur noch in Ruhe gelassen werden mit dem ganzen Scheiss der Welt, der um uns rum passiert.

Diese Einstellung wirkt sich auch auf meine Sichtweise auf BDSM aus. Ich brauche nicht alles bunt und tolerant bis zur Selbstaufgabe. Ich will mich einfach nur nicht so oft für unser BDSM rechtfertigen müssen, weil wir es halt tiefer oder strenger oder regelhafter oder whatever leben. Ich will mich nicht rechtfertigen müssen, weil es sich bei uns nicht nur aufs Schlafzimmer bezieht, sondern auf den gesamten Alltag. Wenn ich das alles nicht darf, weil "BDSM ist ja so bunt und dann ist Dauerstreicheln und ein abendlicher Klaps auf den Po halt deren BDSM", dann nehme ich mir allerdings auch das Recht heraus zu sagen, dass ich Totstreicheln und Popoklatschen nicht für BDSM halte, sondern maximal für schöner Ficken.

Ja, vielleicht bin ich selber intoleranter geworden im Alter. Ich habe mich oft gefragt, was passiert sein musste in Leben eines Menschen, wenn derjenige ein alter, zänkischer, dauernörgelnder Motzer war. Ganz ehrlich? Ab und zu versteh ich solche Misanthropen. Die wollen einfach nur ihre Ruhe haben vor diesem Lindgren´schen Bullerbü, in dem wir leben. So wie die Hexe, deren Haus von zwei neugierigen Kindern angeknabbert wurde. Ich weiß schon, warum ich mir einen Enkelhund wünsche...

P.S.: ich kann auch ein sehr freundlicher Mensch sein

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